In früheren Zeiten nistete sich die Idee ein,
dass, wer nicht ganz bei Verstand sei,
wohl Tiere im Gehirn habe,
die sich wiederum eben dort eingenistet hätten.
Vögel beispielsweise – ob der wirren und flatternden Gedanken.
Um 18oo wurde daraus eine Redewendung
und schließlich auch die entsprechende Geste, jemand anderem mit dem Tippen auf die Stirn auf eben den daselbst nistenden Vogel aufmerksam machen zu wollen.
Wenn uns also jemand den Vogel zeigt, dann müssten wir wohl fragen:
Woher wissen die nur, dass dieser Vogel sich bei uns eingenistet hat?
Derselbe Vogel, der schon über der Urflut flatterte,
den Frieden verkündete nach der Flut, dass nicht aufhöre Saat und Ernte,
der Propheten und Könige bewegte
und ein Gotteskind wachsen ließ, im Leib der Maria.
Der Jesus von Nazareth bei seiner Taufe bezeugt hat:
Gottes geliebtes Menschenkind zu sein
und Hauch war aus dem Mund des Auferstandenen,
der seine Jünger berührt und sendet.
Es ist derselbe Vogel, dieselbe Geistkraft Gottes, und sie ist in jeder und jedem von uns.
Pfingsten, das Fest des Geistes, der Heiligen Geistkraft Gottes,
Feuer und Flamme, erschütternd und bewegend,
Wunder des Verstehens und berührende Kraft,
Taube ohne Bitterkeit und
Bund des Lebens durch alle Zeiten.
Als vor 500 Jahren die Täufergemeinden entstanden, bezeichnete Luther sie als „Schwärmer“. Eine Chaotentruppe, welcher die Ordnungen auflösen will.
Luther dachte an einen Bienenschwarm.
Aber da ist ja auch das Bild eines Vogelschwarms:
Solch ein Schwarm ist ein Kunstwerk des Himmels:
er ist in ständiger Bewegung und hat eine sichtbare Gestalt, aber keine Außengrenze.
Da gilt nicht: Du bist dabei, du nicht.
Er hat eine dynamische Mitte, aber keine Zentriertheit,
eine Ordnung, aber keine Hierarchie.
Da gibt es keinen Leitvogel, sondern eine hohe Komplexibilität
die einfachen Prinzipien folgt: Orientiere Dich an denen um Dich herum.
Suche Zusammenhalt und vermeide Zusammenstöße.
Mindestdistanz statt himmlischer Verklumpung
nannte das Jens Stangenberg in einem Vortrag auf der Bundesratstagung,
und meinte, es käme nicht so sehr darauf an, für Christus zu schwärmen,
sondern als Christus zu schwärmen.
Darum lasst uns einander den Vogel zeigen, du mir deinen und meinen auch,
deine und meine Geistkraftquelle.
Diese Geistkraft Gottes, die schon über dem Chaos der Urflut schwebte und flatterte
um das Werden der Schöpfung auszubrüten. Diese Geistkraft, die uns mit dem Anfang und der Zukunft Gottes verbindet, indem sie hier und jetzt konkret wird.